Warum Krafttraining Ihre Rückenschmerzen verstärkt

Was? Wieso soll Muskelaufbau plötzlich nicht mehr gut für meinen Rücken sein?

Die gängige Lehrmeinung lautet, Rückenschmerzen entstehen, wenn die stützende Muskulatur zu schwach ist. Daher soll sie ihrer eigentlichen Funktion nicht nachkommen können, nämlich die Wirbelsäule zu stützen. Doch das ist ein Trugschluss.

Die meisten Schmerzen, egal ob im Rücken oder an anderer Stelle, entstehen durch Verspannungen und Verfilzungen der faszial-muskulären Strukturen. Das heißt, die Faszien sind durch verschiedene Faktoren wie beispielsweise einseitige Bewegung oder Übersäuerung des Gewebes verkürzt und verhärtet. Diese Verkürzungen führen in den Gelenken oder in der Wirbelsäule zu erhöhten Druckverhältnissen. Die Wirbelsäue und die Knochen in den Gelenken werden also stärker aneinandergedrückt, als ihnen guttut.

Ist der Druck erst einmal so hoch, dass der Abrieb, der dadurch bei jeder Bewegung
entsteht, größer ist, als der Körper in derselben Zeit wieder reparieren kann,
muss ein Alarmsystem eingeschaltet werden, um uns vor zu großer Abnützung zu
warnen. Denn der Körper will seine Strukturen ja schützen.

Und wie macht er das? Genau! Er schickt einen Schmerz in die betreffende Region, welcher uns an der schädlichen Bewegung hindern soll. Wer schon einmal einen Hexenschuss hatte, weiß genau: diese Bewegung setzt man unmöglich fort! Und somit hat der Körper erreicht, was er wollte. Verschleiß vermieden, Struktur geschützt.

So weit, so gut. Doch was nun? Wenn die Antwort auf die Rückenschmerzen jetzt Muskelaufbau heißt, kommt es nicht zu einer Entlastung der Drucksituation, sondern im Gegenteil zu einer Verstärkung. Muskeln, die nicht aktiv in die Länge gedehnt werden, bauen noch mehr Spannung auf und vergrößern das Problem, statt es zu lösen.

Überlastungsschmerz vs. Alarmschmerz

Ja, ich höre schon das Raunen an dieser Stelle: „Aber mir geht es nur gut, wenn ich im Fitnesscenter bin. Nur dann habe ich keine Schmerzen.“ Das lässt sich folgendermaßen erklären:

Es gibt eine Vorstufe zu den oben beschriebenen Alarmschmerzen, nämlich die Überlastungsschmerzen. Das heißt am Beispiel Rückenschmerzen, dass die Spannung in der Hüftbeugermuskulatur beispielsweise durch langes Sitzen oder seitliches Liegen zu hoch ist. Diese Spannung zieht uns so ein kleines Stück mehr nach vorne, als eigentlich vorgesehen. Um uns dann trotzdem vollständig aufrichten zu können, müssen unsere Rückenstreckermuskeln mehr arbeiten, als ihnen lieb ist. Sie müssen gegen diesen Vorwärtszug ankämpfen. Und wenn sie das länger machen müssen, weil man vielleicht gerade einkaufen geht, eine Wanderung macht oder in der Küche steht und kocht, dann beginnen sie zu brennen und zu schmerzen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ein größeres Gewicht eine Stunde lang mit ausgestrecktem Arm vor sich halten. Da würden Ihre Muskeln auch beginnen zu brennen und zu rebellieren. Genau so geht es Ihrem Rücken.

Wer an dieser Stelle beginnt, seine Muskeln zu kräftigen, wird möglicherweise eine Weile weniger Rückenschmerzen haben. Die Muskeln werden stärker und können diesen Mehraufwand länger aushalten. Doch über kurz oder lang wird durch den erhöhten Druck, den die wachsenden Muskeln erzeugen, die Spannung in der Wirbelsäule so groß, dass der Alarmschmerz kommen muss. Dann hilft auch kein Muskelaufbau mehr.

Wir müssen unser Denken also umkehren und erkennen, dass Krafttraining vielleicht anfangs eine lindernde Wirkung haben kann, aber auf Dauer die Probleme verstärkt. Gezieltes, systematisches Dehnen der Muskulatur ist in Kombination mit entsäuernden Maßnahmen in den meisten Fällen die dauerhafte Lösung für Rückenschmerzen. So werden die Druckverhältnisse in Ihrer Wirbelsäule wieder normalisiert, die Bandscheiben können sich regenerieren, Gleitwirbel treten an ihren ursprünglichen Platz zurück und die Alarmschmerzen treten immer seltener auf, mbis das ganze System wieder stabil in seiner ursprünglichen Form angekommen ist.

Wenn Sie mehr darüber wissen wollen oder Ihre individuelle Situation klären möchten,
helfe ich Ihnen gerne weiter.

 

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